Das Buch Exodus führt zum Urdatum des Glaubens des Gottesvolkes schlechthin: die Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten. Nicht von Ungefähr gilt der Lobgesang der Mirijam nach dem Durchzug durchs Rote Meer als ältester Text der Bibel überhaupt: „Ich singe dem Herrn ein Lied, denn er ist hoch und erhaben. Rosse und Wagen warf er ins Meer“ (Ex 15,21). Die vorgängige Offenbarung Jahwes am Dornbusch hat in den Worten des „Ich bin, der ich bin“ die wohl mächtigste Wirkungsgeschichte eines Schriftwortes in Theologie und Philosophie. Das tägliche Manna vom Himmel, die zurücklockenden Sicherheiten der Fleischtöpfe in Ägypten sowie die notwendige Unterscheidung von Gott und Götze, von Jahwe und goldenem Kalb bieten treffliche Ansatzpunkte zur Besinnung auf das eigene Leben.
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Der Legende nach traf der Gelehrte Laplace mit Napoleon zusammen und stellte diesem seine Himmelsmechanik vor. Napoleon fragte am Ende, warum er Gott mit keinem Wort erwähnt habe. Darauf Laplace: „Diese Hypothese habe ich nicht nötig.“ Aber kann die Wissenschaft die Nicht-Existenz Gottes beweisen? Holm Tetens meint: „Wer bereits im methodologischen Vorfeld Gott für die Wissenschaften als nicht-existent erklärt, kann ihn nicht finden. Ist damit das Dasein Gottes widerlegt? Wohl kaum. Wer mit der Wahl seiner Beweismittel Gott von vornherein als akzeptable Erklärung für irgendetwas ausschließt, für den existiert Gott offensichtlich nicht als eine Größe, mit der ernsthaft zu rechnen ist.“ Prallen mit Glaube und Naturwissenschaft zwei Welten aufeinander? Sind es komplementäre, sich ergänzende Zugänge zur einen Wirklichkeit? Denn die Welt ist doch wohl nur eine. Ein Hinweis, der auf die Einheit des Universums deutet, ist, dass wir aus Sternenstaub gemacht sind. P. George V Coyne SJ, ehemaliger Leiter der vatikanischen Sternwarte, spricht von einer Einheitlichkeit des Universums: „Wir bestehen aus Material, das in drei Generationen von Sternen geschaffen wurde. Auch Sterne, die zur gleichen Galaxie gehören, haben etwas Einheitliches.“ Und dann: „Gott hat das Universum nicht wie eine Waschmaschine oder ein Auto gemacht, aus Teilen, die er irgendwie zum Laufen brachte. Stattdessen lässt er das Universum, das er schuf, an seiner eignen Kreativität und Dynamik teilhaben.“
Nach zwei Kurzvorträgen über die Fragestellung, einmal aus der Sicht des Physikers, einmal aus der Sicht des Theologen, kommen beide miteinander und mit den Gästen ins Gespräch. Für Prof. Hägele jedenfalls ist es wichtig zu argumentieren und zu bekennen, dass es kein Widerspruch ist, Christ und zugleich Naturwissenschaftler zu sein.
Ab 14.30 Uhr Kaffee und Kuchen zum Ankommen, nach dem Vortrag Möglichkeit zum Abendessen.
Anmeldung zum Kaffee bzw. Abendessen beim Kath. Dekanat Ehingen-Ulm, Tel.: 0731/9206010 oder E-Mail: dekanat.eu@drs.de oder mit folgendem Anmeldeformular
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Das Evangelium nach Markus ist das älteste der vier Evangelien. Es führt uns nahe an das Wirken Jesu. Was erfahren wir aus dieser Schrift über Jesus? Warum kennt Markus keine Weihnachtsgeschichte? Wieso wird darin den Jüngerinnen und Jüngern geboten, über das Erlebte zu schweigen? Was bedeutet es, dass Jesus in Gottverlassenheit zu sterben scheint? Und wie wird seine Auferstehung dargestellt? Eine Einführung in das Evangelium, das im Mittelpunkt des neuen Lesejahrs ab dem 1. Advent 2023 steht. Und dessen Verfasser seine letzte Ruhe auf der Insel Reichenau im Bodensee gefunden haben soll.
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Sonntag, 03.12.2023, 14.30 Uhr, Basilika St. Martin, Ulm-Wiblingen
Guiseppe Verdi (1813-1901) und Giacomo Puccini (1858-1924): Großmeister der Oper und Meister der musica sacra
Schon mit 14 Jahren ein versierter Organist, schien Puccinis Laufbahn als Kirchenmusiker vorherbestimmt. Ein Credo, das er mit 20 Jahren komponierte, war sein erster Erfolg. Das Stück ging in seine „Messa di Gloria“ ein, sein einziges bedeutendes geistliches Chorwerk. Es zog ihn zur Oper mit den Welterfolgen „La Bohème“, „Tosca“ oder „Madame Butterfly“. Deshalb das Urteil von Richard Specht: „Puccinis Musik weiß nichts von Gott. Und wenn sie nicht die innere Schau zu weiten vermag: sie vermag das Herz zu bewegen. Die Gottesstimme schweigt. Aber die Bruderstimme, die vox humana, tönt laut.“ Die religiöse Ader Verdis ist hingegen kontinuierlicher und sein Weg zur Kirchenmusik geradezu entgegengesetzt. Denn seine großen geistlichen Werke stehen am Lebensende und wurden nach den Welterfolgen „Nabucco“, „La Traviata“ oder „Aida“ komponiert: Das kontemplative Stabat mater und das im großen Lobpreis geheimnisvoll bleibende Te Deum. Seine große menschliche Mildtätigkeit wirkt bis heute fort.
Zum Credo-Musik-Projekt: Aus Messen und geistlichen Werken großer Komponisten: Ausgewählte Hörbeispiele werden theologisch und spirituell gedeutet, gewissermaßen eine musikalische Andacht mit sonntäglicher Christenlehre.
Im Herbst 2019 wurde das Credo-Musik-Projekt gestartet. Etwa einmal im Quartal werden seither Credo-Vertonungen aus Messen bedeutender Komponisten vorgestellt. Zu Beginn stand ein Wechselspiel zwischen Messen aus dem Barock und der Klassik, das in beide musikgeschichtliche Richtungen immer weiter ausgriff und so den vielfältigen Kosmos von geistlichen Kompositionen mit Hörbeispielen erschloss. 2023/2024 steht unter dem Leitwort „Italienische Ohrmelodien“.
Nächster Termin:
Sonntag, 25.02.2024, 14.30 Uhr, Basilika St. Martin, Ulm-Wiblingen
Antonio Vivaldi (1678-1741): Die fünfte Jahreszeit des rothaarigen Priesters
Vivaldi = Die vier Jahreszeiten. Diese Formel reicht nicht hin, denn das Schaffen Vivaldis war breiter und bietet auch ergreifende geistliche Musik, wenn auch keine vollständige liturgische Messvertonung, so doch ein gesichertes Credo aus seiner Feder. Schon Vivaldis Instrumentalstücke sind fast schon Exerzitien. Nicht zuerst, weil man sie üben muss (was müsste man in der Musik und im Leben etwa nicht üben? Alles ist Übung, und die macht bekanntlich den Meister), nein, es gibt, wenn man Vivaldi spielt und schon beim Üben ein inneres Verspüren. Die Repetitionen beruhigen, Details überraschen und wecken auf, und führen wieder in die Beruhigung – ein großes und stetes Ein- und Ausatmen. Bei jedem Atemzug spürt man Erfrischung, Erneuerung, Reinigung. Das Ego schwimmt wie ein verschmutzter Fluss davon, während eine andere Quelle in einem aufsteigt. Ist das nicht Kennzeichen des Glaubens?
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Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1222, als ein Magister Marquard diese dem Kloster Salem schenkt. Marquard war auch „plebanus“ in Überlingen, dessen Münster dem Nikolaus geweiht ist. Ein Leutpriester oder Pleban war ein Priester, der eine Stelle mit pfarrlichen Rechten tatsächlich besetzte. Marquard könnte das Patronat aus Überlingen nach Ulm „mitgebracht“ haben. Eine andere Möglichkeit: Das Patronat zum heiligen Nikolaus steht im Zusammenhang einer „Donaulände“, also einer Anlegestelle nahe beim damaligen Osttor der Stadtmauer. Nikolaus ist der Patron der Schiffsleute und Seefahrer (später auch der Kinder und Notare) und so könnte diese Kapelle deswegen zum „Haus des Niklaus“ geworden sein. Die Nikolauskapelle, der älteste erhaltene Sakralbau Ulms, ist ein mystischer Ort. Eine Schutz- und zugleich Schatzkammer! Felix Fabri schreibt über die Chorweihe im Jahre 1383 stattfand: „Die Kapelle hat den Mönchen als Schatzkammer gedient.“ Die gotische Erweiterung der romanischen Kapelle durch Weitung des Chors und Einbau eines Birnstabrippengewölbes stellt einen geschichtlichen und auch glaubensmäßigen Übergang dar, der Analogien zu heute aufweist.
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Geschichte und Gegenwart sind in Israel stets präsent. Das Land der Bibel hat viel erlebt und kommt bis heute nicht zur Ruhe. Eine spannende Bilderreise durch eine Region, in der die drei großen Buchreligionen Judentum, Christenheit und Islam aufeinandertreffen. Mit einem vorweihnachtlichen Besuch in Betlehem.
Foto: Der See Genezareth bei Kafarnaum
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In den Ostkirchen wird der heilige Nikolaus mit Christus und Maria auf einer Stufe zur „Volksdreifaltigkeit“ gezählt. Es gibt dort gar das geflügelte Wort: „Was passiert, wenn Gott stirbt? Dann haben wir immer noch unseren Nikolaus.“ In der orthodoxen Kirche wird er als „Säule der Frömmigkeit, Festung des Glaubens und ehrbares Gefäß der allheiligen Dreifaltigkeit“ angerufen, weil er im Konzil von Nizäa sich leidenschaftlich für die Gottheit und Menschheit Christi eingesetzt haben soll. So fügt es sich, dass dem Gabengeber am Abend einer seiner bekanntesten Namensträger beigesellt wird: Bruder Klaus von der Flüe, der in seinem Meditationsbild und im Bruder-Klausen-Gebet ebenfalls trinitarisch denkt. Die Begegnung der beiden Nikoläuse birgt manche Überraschung. Beide Heilige werden durch vertiefte Einsichten in ihr Leben und Wirken aus Folklorisierungen, Vorverurteilungen (Bruder Klaus verließ Frau und zwölf Kinder, was bis heute negative Reflexe auslöst!) und Reduzierungen befreit – und so vielleicht auch wir aus unseren eigenen.
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Wo Türen geöffnet werden, können Menschen eintreten, miteinander reden und feiern, Gedanken austauschen und Gemeinsamkeiten entdecken. Den Mut haben die Türen weit zu öffnen. Die Adventszeit gibt dazu Anstoß gastfreundlichen zu sein. Vielleicht wartet jemand darauf, dass ich die Tür öffne.
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Samstag, 09.12.2023, 20.00 Uhr
Advent im Werk und Denken Martin Heideggers
Häufig spricht Heidegger in seinem Spätwerk von der Ankunft des Gottes oder der Götter. Auch beim Begriff der „Lichtung“ schwingen adventliche Motive mit. Ihn verbindet Heidegger mit der Kategorie des Ereignisses, dass etwas nicht aus uns kommen, sondern nur auf uns zukommen kann. Und doch spricht er in einem Gedicht auch davon, auf einen Stern zuzugehen. Das hat alles adventliches Gepräge, allerdings keines nach Art von Gemütlichkeit und nostalgischer Besinnlichkeit.
Zur Reihe: "Philotheo am 9ten um 8": In der kirchlichen Tradition wird die Philosophie als „Magd der Theologie“ bezeichnet. Kant hat aber darauf hingewiesen, dass die Philosophie nicht der Theologie die Schleppe zu tragen habe, sondern mit der Fackel vorausgehe. Karl Jaspers sagte: „Religion braucht, um wahrhaftig zu bleiben, das Gewissen der Philosophie. Philosophie braucht, um gehaltvoll zu bleiben, die Substanz der Religion.“ 2024 wird in der Reihe als „Jahr der Anthropologie“ unter dem Leitwort „Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst“ (Ps 8,5) begangen.
Weitere Termine der Reihe:
Dienstag, 09.01.2024, 20.00 Uhr
Der Mensch als Nein-Sagen-Könner und frei zur Hingabe: Existenz der Extreme
Der Philosoph Helmut Plessner kennzeichnete den Menschen als „Nein-Sagen-Könner“. Tatsächlich kann sich der Mensch abgrenzen, distanzieren, verweigern, dagegen sein. Vom Glauben her ist aber (unbeschadet der Notwendigkeit manchen Neins im Alltag, um nicht von äußeren und inneren Ansprüchen aufgefressen zu werden) das Ja grundlegend und leitend. Zum Ja gehören das vorherige Wahrnehmen und Vernehmen, die Offenheit und Empfänglichkeit und schließlich die Aktivität der Hingabe, das „Ja, so soll es sein“.
Der Abend ist zugleich der Haupt- und Leitvortrag 2024 im Dekanat Ehingen-Ulm. Deshalb ist die Präsenzteilnahme im Saal des Bischof-Sproll-Hauses im Hof.
Freitag, 09.02.2024, 20.00 Uhr
Lachen, Ironie, Zynismus: Menschliche Existenz in der Distanz
Vom Menschen gibt es viele Bestimmungen: homo sapiens sapiens (so klug wohl doch nicht), homo ridens (der Mensch ist das lachende Wesen, aber er kann den anderen eben auch auslachen), homo faber (der dauernd beschäftigt sein will, weil er sonst auf dumme Gedanken kommt), homo erectus (hier nicht evolutionsgeschichtlich gedacht, sondern der aufrechte Mensch vor Gott: Erhebt euer Haupt! Im Lachen kommt der Mensch in Distanz zu sich, so auch in der Selbstironie. Der Zynismus hingegen ist meist einseitig negativ belegt. Deshalb lohnt sich ein Blick in Peter Sloterdijks „Kritik der zynischen Vernunft.“
Samstag, 09.03.2024, 20.00 Uhr
Homo creator: Der Mensch als Geschöpf und Schöpfer
Wahrhaft kreative Menschen scheinen alles aus und in sich selbst erschaffen zu können. Doch dadurch sind sie auch einsam, philosophisch gesprochen „eine fensterlose Monade“. Zusammen mit der Ortlosigkeit ergibt sich eine Charakterisierung des Menschen wie ein Schüttelreim: Der Mensch als Nomade in der Monade oder als Monade eines entwurzelten Nomaden. Das sind nicht nur geschüttelte Worte, sondern Zeichen der durchgeschüttelten Existenz. Die Bewusstseinsmonade Leibniz’ repräsentiert die Welt und ist, insofern sie alles umfasst, tatsächlich „eine kleine Gottheit“, wobei es ohne den Schöpfer unmöglich wäre, „dass jedes Stück der Materie das ganze Universum ausdrücken könnte“.
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Eine Führung rund um den Geburtsort des Jesuskindes und die Weihnachtsgeschichte in der Kunst. Der Theologe und Historiker Dr. Oliver Schütz erklärt, wie der Name „Haus des Brotes“ für Betlehem zu deuten ist und was Krippe und Stall mit einer Backstube zu tun haben.
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Flyer
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